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Tami

Tami

I'd do nothing but reading if I could (ok, maybe eat some great food, buy some fancy shoes between two books...oh, and spend some quality time with the gorgeous guy I married while I am on reading-break anyway...)

SPOILER ALERT!

German review, as this is probably not available in English anyway :-)

Das Sandkorn - Christoph Poschenrieder

Dieses Buch hat mich am Anfang fast gelangweilt. Die glatte, teilweise ganz unterhaltsame Geschichte des Jacob Tolmeyn, eines ein wenig von sich selbst überzeugten Kunsthistorikers, der nach Italien geht, um dort relativ unbedeutende Arbeit zu tun, während Europa am Rande des ersten Weltkriegs taumelt.

 

Tolmeyn ist nicht unbedingt sehr sympathisch oder mitreißend. Er wirkt am Anfang fast blaß - ich habe in der ersten Hälfte des Buches kein klares Bild von ihm vor Augen gehabt. Seine einzige "Besonderheit": seine Homosexualität.

 

Das Buch erzählt in zwei Strängen parallel die Geschichte, wie Tolmeyn sich verliebt (1914) und sich im Netz eines affektierten und arroganten Kriminalers verfängt (1915).

 

Der Kriminaler ist derjenige, den man am Ende verabscheut, für seine Selbstgerechtigkeit. 

 

Am dichtesten wird das Buch auf den letzten Metern - auf den letzten Seiten kommt die ganze Geschichte zusammen.

 

Die Zusammenfassung ist übrigens irreführend - es ist keineswegs eine Dreiecks-Geschichte zwischen zwei Männern und einer Frau.

Die Liebesgeschichte spielt sich lediglich zwischen Tolmeyn und seinem männlichen Kollegen ab - auch wenn es bis zum Ende nicht klar ist, weil Tolmeyn sich nicht traut, den ersten Schritt zu machen. Warum sein Kollege, der offensichtlich weiß, dass Tolmeyn schwul ist, und der auch selbst schwul ist und sich zu Tolmeyn hingezogen fühlt, dann den ersten Schritt nicht macht -

(show spoiler)

das ist eine der Ungereimtheiten, die dieses Buch ein bisschen zu sehr zu einem konstruierten Kunstprodukt machen.

 

Und das ist es auch, was mich an diesem Buch stört - es ist zu durchdacht. Die Geschichte fühlt sich nicht flüssig an, sondern perfekt durchkonstruiert.

 

Weil es aber sehr gut geschrieben ist und einen schönen Spannungsbogen mit einem furiosen, wenn auch unglaubwürdigen Finale aufbaut, noch 3,5 Sterne.